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Foto by Antonio Schubert on WikiCommons
Schwungvolle​​ Formen mit floralen Details sind typisch für die Zeit des Jugenstils um die Jahrhundertwende. / Foto by Antonio Schubert on WikiCommons

In diesem Secondhandbags Blog Artikel reisen wir zurück in die Zeit um die Jahrhundertwende als Coco Chanel und auch Louis Vuitton selbst die grossen Akteure der europäischen Modeszene waren. Der Einfluss des Art déco und des Jugendstils auf sie ist nicht von der Hand zu weisen. Sie griffen die Ideen der Zeit gekonnt auf und liessen ihre Marken zu dem werden, was sie heute sind: Legenden.

Der frische Wind einer Jahrhundertwende!

Um den Wechsel aus dem 19. in das 20. Jahrhundert nahm die Welt einen sonderbaren Schwung auf und es gab innerhalb eines kurzen Zeitraumes Vieles verändernde Neuerungen in Europa: Die Industrialisierung nahm weiter Fahrt auf und liess Städte wachsen sowie Schornsteine am Rande dieser Städte mehr und mehr Rauch ausstossen. Dazu gesellten sich bald die ersten Autos, mit deren Hilfe dem Grossstadtdschungel bequem und ohne die Hilfe anderer entflohen werden konnte. Die Welt war erkundet, nun wurde sie aufgeteilt: Das Zeitalter der Kolonialisierung war in vollem Gange. Von neuen Ideen getrieben und überfordert stürzte die Welt sich bald darauf in einen Weltkrieg, und nicht weniger bald darauf in eine weiteren. 


Zur Wende dieses neuen Jahrhunderts fand allerdings auch eine neue Kunstbewegung ihren Platz in der Gesellschaft Europas und prägte sie fortan für mehr als zwei Dekaden. Ihren Ursprung hatte die Jugendstilkunstbewegung in Frankreich, wo sie als Les Arts Décoratifs schnell Anklang fand und sich bald über Frankreichs Grenzen hinaus als starker Trend etablierte. Das Schönheitsideal der Jugend stand nun im Mittelpunkt, Naturelemente in der Gestaltung und auch die Darstellung von nackten Körpern ersetzen kaiserlichen Prunk. Früher Punk.

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Alfons Mucha's "Frucht" ist eine der vielen zeitgenössischen Jugendstilillustrationen. Blumen​​, Ornamente und Früchte so weit das Auge reicht. / Foto by prae.hu from WikiCommons

Neben Kunstgegenständen selbst entstanden auch Alltagsgegenstände, Architektur, Mode und Schmuck, die sich von den neuen Formen und Ideen beeinflussen liessen. 


Auch Louis Vuitton war Kind seiner Zeit und griff die verwandten Ideen des Exotismus in seinen für die Zeit fremden Mustern auf. Insbesondere dem Monogram Muster wird nachgesagt, von ferner Bildsprache beeinflusst worden zu sein. In diese Zeit fällt auch Kunst des Japonismus, die beispielsweise die Wellenformen und andere Elemente klassischer japanischer Kunst aufgreifen. Somit war der erste Schritt zur Globalisierung auch auf diesem Feld getätigt. Die Weltausstellungen rund um den Globus dokumentierten und verbreiteten diese Ideen in Windeseile und machten einen nie zuvor gesehenen kulturellen Austausch möglich. Auch die Familie Vuitton war mir ihrem Reisegepäck vor Ort und stellte aus. Später wurde sogar eine Jury für Wettbewerbe um Vuitton aufgestellt.

Einige unserer schönsten Louis Vuitton Klassiker:

Neue Ideen für Europa

Die aus Grossbritannien stammende Arts & Crafts Bewegung war Vorbild für den Jugendstil: Bereits hier waren vor der Jahrhundertwende einfache Schönheit, Nützlichkeit und Qualität die Grundlage, Maschinenarbeit war nicht erwünscht. Die Bewegung wird heute als Antwort auf die industrielle Revolution im viktorianischen Grossbritannien mit maschinell hergestellter Massenware gesehen. In Frankreich überwand Art Déco Ideen der sogenannten Belle Epoque, welche den Nutzen weniger in den Fokus rückte und für seine extravaganten Ausuferungen in Verruf geriet. In Deutschland war München eines der Zentren des Jugendstils. Die deutschsprachige Bezeichnung Jugendstil ist dem zu dieser Zeit in München erschienenen Magazin Jugend zu verdanken.

Foto by Kansallisarkisto on WikiCommons
Jugend Magazin Cover aus dem Jahr​​ 1896. / Foto by Kansallisarkisto on WikiCommons
Foto by University of Heidelberg on WikiCommons
Jugend Magazin​​ Cover aus dem Jahr 1896. / Foto by University of Heidelberg on WikiCommons

In der Mode brachten Gruppen wie die Wiener Werkstätte der Gesellschaft die Vorstellung von einer freien, nicht einschränkenden Damenmode nahe. Das grosse Ziel der Wiener Werkstätte war es zudem, die Gesellschaft dahingehend auszubilden, dass Werkberufe und Kunst zu einem werden und so breit wie möglich Anklang finden.


Eine grosse Neuerung der Zeit waren auf der anderen Seite die ersten voll synthetischen Kunststoffe, die in Form von Gehäusen für Elektronik und auch als Accessoires bald Premiere feierten. Ein besonders schönes Beispiel sind Taschen aus Bakelit: Es war nun möglich Griffe der Taschen halbtransparent zu gestalten, oder auch den Korpus einer ganzen Tasche aus diesem neuartigen Werkstoff zu fertigen. Besonders einprägsam sind Entwürfe aus marmoriertem Bakelit, der Look der oft in Beige und Braun gefertigten Taschen ist einmalig.

Von Silverscreen Göttinnen und anderem Glanz!

Einen besonderen Freiheitsgeist versprühten Anfang des Jahrhunderts die “Flappy Girls”. Sie gingen aus, betrieben Sport, fuhren Auto und rauchten und tranken auch unabhängig etwaiger Partner. Selbstbewusst trugen die Frauen eine Mode, die von klaren Linien und meist einfachen Schnitten sowie Tragekomfort gekennzeichnet war. Die besonders extravaganten und kostspieligen modischen Entwürfe der Zeit mit beispielsweise Fell waren der Haute Society vorenthalten. Mindestens ein Tuchhändler war allerdings auch in jeder Stadt zu Hause. Bei ihnen konnte das Rohmaterial für eigene modische Bemühungen ausgesucht werden. Mit etwas Glück gab es sogar Pailletten und andere, erste glänzende Stoffe! Es wurde nämlich auch vielmals zu Hause, an der ersten elektrischen Nähmaschine der Familie mit Eifer an neuen Entwürfen gearbeitet. Die Modemagazine der Zeit enthielten Zeichnungen, die als Vorlagen für die Heimarbeiten dienten. Die VOGUE war von Anfang an dabei, die historischen Magazine sind Zeuge der Entwicklung und ein spannendes Archiv für alle Modeinspirierte. Coco Chanel war mit ihren glanzvollen aber bequemen Schnitten ebenfalls am Puls der Zeit. Im Jahr 1926 war erstmalig das von ihr ersonnene Little Black Dress als Illustration in der amerikanischen VOGUE zu bewundern. 

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Cover Vogue Juni 1913. /​​ Foto by Helen Dryden on WikiCommons
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Cover Vogue Januar 1922. /​​ Foto by Halloween HJB on WikiCommons

Die Göttinnen der Silverscreen Ära trugen den Rest bei: Kinos öffneten schon vor den ersten Heimlösungen für Fernsehen ihre Tore und zeigten die neuesten Trends in Filmen aus Übersee. Was die Hollywood Grössen Marlene Dietrich, Bette Davies oder Mae West im Film trugen, wurde bald stilprägend für eine ganze Generation. Bekannt ist auch Katherine Hepburn: vor allem für ihre intelligenten und eigenwilligen Leinwandfiguren geriet sie bis heute nicht in Vergessenheit. Passend dazu trug sie selbst oft Hosen, was zu der damaligen Zeit für Frauen aussergewöhnlich war. Durch die von ihr verkörperten Rollen und auch ihre eigene Persönlichkeit wurde sie zu einer Ikone der Emanzipation und der „modernen Frau“.

Einige unserer schönsten Chanel Klassiker:

Art Deco im Stadtbild

Der Jugendstil fand auch im Bild vieler Städte seine Umsetzung. Bis heute kann auch Zürich auf seine Gebäude stolz sein, die nun seit mehr als 100 Jahren das Stadtbild schmücken und jung halten. Einen schönen Überblick bietet https://art.nouveau.world/zurich. Hier lassen sich Zürcher Jugendstil virtuell erleben und Stadtrundgänge für Kunstinteressierte hervorragend planen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wichen in vielen europäischen Städten Ideen zeitloser und verspielter Architektur der Not, so schnell wie möglich die Stadtzentren wieder bewohnbar zu machen und mit Leben zu füllen. Das Ergebnis waren Gebäude, wie sie auch heute oft gebaut werden: Die Ideen des Bauhaus beispielsweise führten zu reduzierten Linien mit zweckorientierten Aufbau. Nie wieder wurde mit solcher Detailtreue und Verspieltheit gebaut wie zur Zeit des Jugendstils.

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Eingang zur Pariser Metro Station ​​Abbesses. / Foto by Iste Praetor on WikiCommons
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Türklinke aus​​ der Zeit des Jugendstils. / Foto by Szczebrzeszynski on WikiCommons

Villen aus der Jugendstilzeit werden heute oft als Schulen, Praxen oder Kanzleien genutzt. Sie schaffen die es dank Förderungen und guten Geschäften, die grossen und oft von aus der Zeit gefallenen Reparaturbedürfnissen geprägten Gebäude, in einem sehr gepflegten Zustand zu erhalten. Die ehemals bewohnten Räume bieten nun einen öffentlichen Versammlungsraum für grössere, regelmässige Ansammlungen von Menschen und bleiben damit auch im Fokus von Erinnerung und Inspiration. 


Schon im Vorbeigehen können Details an den Türen dieser Gebäude Auskunft über die Zugehörigkeit zum Jugendstil und somit auch über das Alter der Häuser geben. Weite Verbreitung fanden auch bunte Glasfenster im Tiffany Stil. Auch hier dienten florale Elemente, Muster und auch der menschliche Körper als gestalterische Inspiration.

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Art Nouveau Architektur in Strassburg. /​​ Foto by Stefanrevollo on WikiCommons
Foto by Stefanrevollo on WikiCommons
Art Nouveau Architektur in Strassburg. /​​ Foto by Stefanrevollo on WikiCommons

Art Deco in der Schweiz

In der Schweiz entstand um 1900 ein eigenständiger Zweig des Jugendstils: Der Style Sapin griff ebenfalls Naturelemente auf, in seinem Zentrum stand die Tanne. Die Nadelbäume der Juraregion sind seit jeher von grosser Bedeutung für die Menschen der Gegend und durften nun auch Grundlage für ornamentale Studien sein. Die Bäume sind immergrün und stellen ein robustes Werkmaterial und auch eine nachwachsende Energie-Ressource für die kalten Winter dar. Das Symbol mit der meisten Verwendung stellt der Tannenzapfen dar, der Frucht des Tannenbaumes.


Die ersten Versuche auf Schweizer Seite wurden in der Stadt La Chaux-de-Fonds von Charles L’Eplattenier (1874–1946) getätigt. Er formulierte für sich und seine Treuen «Seule la nature est inspiratrice», „nur die Natur inspiriert“. Es wurde das Leitmotiv der Bewegung, zu deren Schülern übrigens auch Charles-Edouard Jeanneret zählte, später als Le Corbusier bekannt. Interessanterweise entwickelte sich dessen eigenes Werk im Laufe der Jahre in eine andere Richtung: Die Entwürfe Le Corbusier’s sind bis heute auch für ihre Funktionalität, aber vor allem für eine reduzierte Gestaltung bekannt. Bis heute wirken viele seiner Entwürfe frisch bis futuristisch. Seine Möbel werden bis heute als Designklassiker gehandelt und stehen sinnbildlich für einen modernen Einrichtungsstil mit gebogenen Stahlrohren als Werkmaterial der Wahl. Er und Mitstreiter des Bauhauses führten die Ideen von Funktionalität schliesslich auf die Spitze und lösten den blumigen Jugendstil durch einen klaren und bis heute modernen Baustil ab.


Im Schweizer Tannenstil wurden verspielte Holzhäuser mit naturnaher Gestaltung, aber auch allerlei öffentliche Gebäude gebaut. Das Krematorium von La Chaux-de-Fonds wurde 1910 fertigstellt und gilt als Meisterwerk und als vollständigstes Beispiel des Tannenstils. Die Villa Fallet ist ein besonders schönes Beispiel, an dem auch der junge Le Corbusier mitwirkte. Die Gestaltung ist von einer klareren Linie gekennzeichnet und hebt sich so von den vielen weiteren, lokalen europäischen Jugendstil Bewegungen schön ab.

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Villa Fallet im Schweizer​​ Style Sapin. / Foto by Aline Henchoz on WikiCommons

Leider fand die belebende, positive Bewegung des Jugendstils ein frühes Ende und hatte keine Chance sich nachhaltig weiterzuentwickeln. Krisen stürzten die europäischen Länder in Notlagen, die Antwort waren autoritäre Regime. Der Rest ist leider ebenfalls Geschichte.


Heute wird der Jugendstil wieder gerne zitiert nachdem er jahrzehntelang im Dornröschenschlaf lag und als unmodern galt. Die Muster finden auf Kleidern und Taschen ihren Platz und schmücken mittlerweile auch wieder viele Einrichtungshäuser in Form von Kissenbezügen und anderen Wohnaccessoires wie Kerzenständern. Auch Tapeten mit grafischen Jugendstil Mustern schaffen es heute, Wohnraum eine besondere Note zu verleihen. Viele dieser Muster verströmen eine besondere Eleganz. Jugendstilmöbel sind mittlerweile ebenfalls wieder etwas besonderes und lassen sich schön in ein stilvolles Wohnbild integrieren. Echte Klassiker der Stars der Zeit werden heute hoch gehandelt. Wohl dem, der den passenden Louis Vuitton Klassiker parat hat, um ihn zum Beispiel auf einem Sessel von Hector Guimard zu dekorieren. Monogram Canvas Klassiker wie Louis Vuitton’s Speedy sind auch auf Art Deco Partys eine schöne Wahl als Accessoire und passen hervorragend zu Glitzerkleid und Federboa.

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